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Die Wurzeln und Äste 
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Der Schüler und der Meister machten sich auf den Weg durch einen wild und dicht bewachsenen Wald. Trotz seines Alters gelang es dem Meister die Hindernisse aus Ästen und Wurzeln überraschend geschickt zu umgehen. Im Gegensatz zu dem Schüler, der wiederholt über hervorstehende Äste und Wurzeln stolperte oder unerwartet von einem zurück wippendem Zweig eine Ohrfeige bekam. Bei einer kurzen Rast auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald, bot sich die Gelegenheit dem Meister eine Frage zu stellen.

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›Meister...‹, begann der Schüler. Der Meister neigte den Rand seines Strohhutes wodurch seine buschigen Augenbrauen sichtbar wurden. Er hörte aufmerksam zu.

 

›Welcher war der größte Fehler, den ich auf dem Weg gemacht habe?‹

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›Ein Moment der Unaufmerksamkeit… ‹, antwortete der Meister.


›Was kann diesen wieder richten?‹, fragte der immer noch atemlose Schüler.


›Jeder achtsame Moment…‹, antwortete der Meister in einem bestimmten, aber warmen Tonfall und fügte hinzu, ›…lasse uns weiter gehen…‹.

Doch die Antwort des Meisters ließ dem Schüler keine Ruhe. Immer noch über die Botschaft des Meisters grübelnd, sprang er plötzlich auf und lief dem Meister nach. Auf dem Weg am Rande der Lichtung, stolperte er erneut über eine Erdwurzel, und flog im hohen Bogen. Am Boden liegend verstand er, dass es keinen Sinn macht, ›unnötigen Gedanken-Ballast‹ über den ganzen restlichen Weg mit sich zu tragen. 

 

Welche Botschaft enthält diese Geschichte?

 

Der Fehler des Schülers war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, der sich jedoch von Zeit zu Zeit wiederholte und weitere Stolpersteine ​​verursachte. Der Wald symbolisiert unser Leben, und die Äste und Wurzeln, die auf dem Weg erscheinen, sind nichts anderes als unsere alltägliche Probleme und Sorgen, die unseren Lebensweg ›abwechslungsreicher‹ machen.

 

Den Kindern erklärt man in solchen Situationen, dass sie nach vorn und auf ihre Füße schauen sollen, wo sie hintreten, nicht nach hinten. Übersetzt heißt das nicht in der Vergangenheit gedanklich hängen bleiben, um immer wieder unsere Stolper-Fehler zu beklagen, statt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, wie man erneutes Stolpern vermeidet.

 

Wenn wir mit mehr Achtsamkeit und Aufmerksamkeit unseren Lebensweg gehen, so heißt das nicht, dass er seine Vielfalt verliert, sondern, dass wir unsere Schritte klüger anpassen können.

Der Meister schlägt vor, diesem früheren Moment der Unaufmerksamkeit, jeden weiteren Moment im Zustand des ›achtsamen Seins‹ folgen zu lassen. Damit sind Assoziationen bei jedem neuen Schritt mit vergangenen Fehlern, nicht mehr notwendig. Mit diesem Ansatz hat man die besten Chancen über den gemachten Fehlern zu stehen, damit wir ungestört unseren gewählten Weg fortsetzen können.

 

Meinst du, dass wenn wir in unserem ›Wald‹  auf keine hervorstehende Äste und Wurzeln mehr stoßen würden, unser Leben besser wäre? Oder würden wir dann sogar über Graswurzeln weiter stolpern?  

 

 

Kommentare sind gern gesehen…

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