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Von der Not, den Hühnern und dem Glück...
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Das frisch vermählte junge Paar bewohnte eine bescheidene Hütte am Rande des kleinen Dorfes am Berg. Bescheiden aber glücklich lebten und genossen sie ihre Zweisamkeit. Ein halbes Jahr später verunglückte der Vater der Frau. Die einsame in Jahre gekommene und von Gicht geplagte Witwe, bat das Paar zu ihnen ziehen zu dürfen.

»Das wird schon eng «, gab der Mann zu bedenken, wohl besorgt um das Eheglück. Doch die junge Frau wollte ihrer Mutter helfen, und hatte Mitleid mit ihr. Der Mann ließ sich überzeugen. Und so lebten sie zu dritt in der kleinen Hütte. Bald kam der ersehnte Nachwuchs – Zwillinge waren ihr Glück. Ziege und ein Wachhund wurden angeschafft, um die Familie besser ernähren und bewachen zu können. Mit der Zeit wurde es immer enger in der kleinen Hütte. Der Mann machte sich Sorgen, wie er das lösen sollte. Er ging zu dem Dorfältesten, der für seine Klugheit bekannt war und erzählte besorgt sein Anliegen.

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»Dorfältester, was soll ich jetzt tun? Ich will meine Frau nicht traurig sehen und die alte Schwiegermutter gehört auch zur Familie … Geld haben wir auch nicht … Es ist zu eng! «

Der Dorfälteste dachte nach. Dann schaute er den jungen Mann an und sagte:

»Nimm die Ziege mit rein…«

»… Aber es ist schon so eng bei uns… Na gut. Danke für deinen Rat…« Er ging nach Hause und brachte die Ziege mit in die Hütte, zu großem Staunen aller Bewohner. Das ging nur paar Tage gut. Ziege stank und überall hinterließ sie ihren Unrat, zerschlug das Kochgeschirr und fraß das Bett der Schwiegermutter an.

Die junge Frau war inzwischen noch verzweifelter und bat ihren Mann erneut zu dem Dorfältesten zu gehen, um sich einen Rat zu holen. 

 

»Dorfältester, du bist schlau… Was sollen wir jetzt tun? Es ist immer enger in der Hütte, die Ziege frisst alles an und die Kinder spielen mit dem Unrat…«.

 

Der Dorfälteste hörte sich in Ruhe das Klagen des jungen Mannes an, dann sagte er:

»Nimm die Hühner mit ins Haus…«

 

»… Aber Dorfältester?? Noch die Hühner?«

 

»Tue, oder geh! Du wolltest einen Rat von mir! «

Betroffen ging der Mann nach Hause, sammelte die Hühner ein und nahm sie mit rein. Die Frau weinte, widersprach aber nicht.

 

Nach drei Tagen waren das Chaos und die Enge nicht mehr zu ertragen. Die

Hühner legten überall die Eier, und liefen mit der Ziege über Tisch und Bänke um die Wette. Die Frau flehte ihren Mann erneut zum Dorfältesten zu gehen.

 

»Wenn du es nicht machst, dann gehe ich zu ihm! «, drohte sie ihm.

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Langsam trottelte der Mann die Dorfstraße hinunter bis zum Haus des Dorfältesten. Dieser saß auf der Bank vor dem Haus, paffte seine Pfeife und beobachtete den kommenden jungen Mann.

 

»Und? Wie lebt es sich in der Hütte? «

 

»Ja… Sag du es mir, was ich noch machen soll…«

Der Dorfälteste spürte seine Ratlosigkeit.

 

»Willst du wirklich meinen Rat hören? «

 

»Ja… Du bist klug…«

Dann stand er auf, ging in den Stall und brachte seinen Esel mit.

»Kannst du den für mich bei dir unterbringen? «

 

Der junge Mann traute seinen Ohren nicht.

 

»Wie? Denn soll ich auch noch…«.

 

»… in deiner Hütte unterbringen«, sagte bestimmend der Dorfälteste und drückte ihm den Strick in die Hand. Der junge Mann fiel auf die Knie und fing an zu weinen, wobei der Esel in das Klagen mit einstimmte.

 

»Du willst, dass ich dir helfe, dann tue, was ich dir sage und vertraue. «

In der Stille des Abends hörten die Dorfbewohner einen ungewöhnlichen Chor gemischter Stimmen. Ein Klagen und lamentieren mehrerer menschlicher Stimmen unter Beteiligung tierischer Laute…

 

Am nächsten Tag früh stand der junge Mann beim Dorfältesten vor der Hütte. Er hat schon auf ihn gewartet.

 

»Das mache ich nicht mehr mit!! «, schimpfte der junge Mann vom Weiten. »Das hat alles nicht geholfen!! Ich dachte, du bist so schlau, aber…«

 

»Gut. Du hast recht. «

»Ja! Ich habe recht. Und jetzt?«

»Wenn du noch einen Rat von mir willst… dann lasse die drei Hühner raus…«.

Der junge Mann lief schnell nach Hause und tat, was ihm gesagt wurde.

Zwei Tage später kam er wieder zum Dorfältesten.

 

»Schau, was ich dir mitgebracht habe, als Dank für deinen guten Rat! «, bedankte sich der Bauer und überreichte ihm das Geschenk, » du bist so klug!! Seit dem die Hühner raus sind haben wir alle so viel mehr Platz … Es geht uns so gut, wie schon lange nicht…».

 

Seit dem lebten sie alle glücklich, in liebevoller Eintracht und gegenseitigem Verständnis…

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