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Die große Kraft der Vergebung  Teil 2
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Es lohnt sich zu vergeben. Selbst wenn der Schuldige keine Reue zeigte. Das heißt, nicht: Vergiss die Schuld. Es geht darum, uns vom Einfluss der Ungerechtigkeit auf unser Leben zu befreien.

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Wann haben wir uns zum ersten Mal in unserem Leben entschuldigt? Was ist das in uns, das uns erlaubt, uns zu entschuldigen und zu vergeben?

Ob wir uns als Erwachsene entschuldigen und vergeben können, entscheiden unsere früheren Erfahrungen. Hat man sich bei uns entschuldigt, als wir Kinder waren? Wie wurden unsere Entschuldigungen angenommen und beantwortet? Mit Liebe oder vielleicht mit Demütigung?

Die Fähigkeiten sich zu entschuldigen und zu vergeben, werden in dem frühesten Kindesalter geprägt. Es ist nachgewiesen, dass die Kinder diese von ihren Bezugspersonen ›lernen‹ und übernehmen. Das Kind entscheidet bis zum Alter von drei Jahren, wie es in der Zukunft die Welt sehen wird. Mit den ›liebenden Augen‹, oder genau im Gegenteil.

 

Empathie ist das Wichtigste bei einer Entschuldigung: die Tatsache, dass wir verstehen, was eine Person fühlt, die wir verletzt haben. Deshalb ist Vergebung eine der wichtigsten Interaktionen, die Menschen miteinander haben können. Entschuldigung ist Geschlechter orientiert. Die Männer tun sich schwerer damit, weil sie darin Schwäche sehen.

Sie bitten nur um Vergebung, wenn sie das Gefühl haben, dass sie es tun müssen. Frauen entschuldigen sich leichter, sind schneller bereit dazu. Es wird angenommen, dass dies auf ihre eher labile Psyche zurückzuführen ist. In der Zwischenzeit jedoch, wird das beiläufig gesagte ›sorry‹, nur als eine höfliche Floskel gesehen.

Entschuldigungen müssen der Schuld angemessen sein. Im Falle von Kleinigkeiten entschuldigen wir uns sofort. Wenn die Angelegenheit ernst ist, müssen wir dem Opfer Zeit geben, um mit dem Schock fertig zu werden.

Wenn die Situation lange andauert, wird der Weg zur Vergebung auch ein langer sein. Wir stehen uns jedoch, oft selbst im Wege, wenn wir verbal in unserer Entschuldigung Worte des Zweifels anbringen. Worte, die es unmöglich machen uns zu verzeihen:

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»Wenn du dich verletzt fühlst, tut es mir leid. «

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»Es tut mir leid, dass ich nicht aufgeräumt habe, aber du räumst genauso wenig auf.«

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Die andere Seite hört nur unser ›Aber‹ und ›Wenn‹ und, dass es tatsächlich ihr Problem ist, wenn sie sich über etwas ärgert, oder sich verletzt fühlt ... Die Wut wächst. Der Täter führt das Spiel an, wissend, dass der Streit vorprogrammiert ist. Wenn eine Entschuldigung sinnvoll sein soll, dann müssen wahre Buße, Veränderung und Wiedergutmachung folgen.

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Manchmal ist das Opfer noch nicht bereit uns zu vergeben. Das Einzige, was man tun kann, ist dies zu akzeptieren. Schließlich ist es besser, sich zu entschuldigen, als mit einer Belastung im Herzen zu leben. Es hat für den Täter eine reinigende Wirkung, wie die Vergebung die gleiche Wirkung für das Opfer hat.

 

Es lohnt sich zu vergeben. Auch wenn der Schuldige keine Reue zeigt. Wir sollen nicht vergessen, was passiert ist, aber wir befreien uns vom Einfluss des Übeltäters auf unser Leben. Der Akt der Vergebung zeugt von innerer Stärke, stellt den Frieden wieder her und ermöglicht es jedem, sich weiter zu entwickeln. Ehrliches Bedauern und Vergebung verändern die Menschen und stärken ihre Bindung. Das und nicht die Rache, verändern die Welt zum Besseren.

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Spirituell gesehen, geht es hier auch um das Selbstwertgefühl und um die Eigenliebe…

Halten wir uns für genauso wichtig, wie wir die anderen halten? Und ist das Bild der Welt und der Menschen, die wir in uns tragen, immer noch stimmig?

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· »Ich bin OK, du bist auch OK. Du hast das Recht dazu respektiert zu werden, du bist wichtig«, es zeugt von gesunder Psyche.

· »Ich bin OK, aber du bist nicht OK«, dies ist eine narzisstische Einstellung, die zum Beispiel bei Kriminellen oft vorkommt. Solche Menschen zögern sehr lange, bevor sie sich entschuldigen.

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· »Du bist OK, ich bin nicht OK«, die ewige Suche nach Schuld in sich selbst ist charakteristisch für Menschen mit vermindertem Selbstwertgefühl. Die Menschen entschuldigen sich, auch wenn sie nicht schuldig sind.

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· »Ich bin nicht OK, du bist nicht OK«, diese Menschen empfinden die Welt als feindlich. Wichtig ist auch die Beziehung, die uns mit dem Adressaten der Entschuldigung verbindet. Es ist leichter für uns, die Person um Vergebung zu bitten, die wir respektieren und mögen.

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Fortsetzung Teil 3

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